Reviews
"Eine ohne Manuskript mündlich wiedergegebene Geschichte, die jenen Zauber entfaltet, den man auch von Märchen kennt. Peter Kurzeck erzählt darin von einem Umsteigeaufenthalt in Straßburg und wie es dazu kommt, dass sein Nachtzug samt Koffer ein Stück vorausfährt. Der Aufenthalt wird zum Abenteuer, bei dem die Beschreibung von vertrauten Orten wie Bahnhofshallen, Hotelrezeptionen und von typischen Reisesituationen, die geschickten Spannungsbögen und die präzise Wiedergabe von Dialogen die Vorstellungskraft des Hörers beflügeln. Schnell meint man, dem Geschehen unmittelbar beizuwohnen und die Menschen, von denen erzählt wird, kennenzulernen: den freundlichen Portier vom 'Hotel Bristol', den mürrischen Aufseher am Bahnhof, zwei besorgte Wärter, die den Koffer aufhalten, und den wortkargen Taxifahrer..."
"Große Erzählkunst!"
"Gerade in der Einfachheit und in der ruhigen Zugewandtheit, mit der Kurzeck erzählt, dabei kleine, scheinbar nebensächliche Details mit einflicht, entfaltet sich eine fast magische Wirkung. Wie schön Straßen sind, die bergab auf Flüsse zuführen, meint man geradezu zu spüren. Oder wie leise eine Mischung aus Regen und Schnee auf die Scheiben fällt, während man im Taxi durch die Nacht fährt. Übrigens: Schon bei Rainer Maria Rilke konnte man lesen: 'Daß man erzählte, wirklich erzählte, das muß vor meiner Zeit gewesen sein. Ich habe nie jemanden erzählen hören.' Tja. Rilke kannte eben das neue Hörbuch mit Peter Kurzeck nicht."
"Eine große Improvisation in mündlicher Rede."
"Gestreunert sei er schon immer gern, sagt der in Südfrankreich lebende Schriftsteller Peter Kurzeck. Tatsächlich ist er auch erzählend ein Meister darin, scheinbar ziellos umherzustreifen und weitschweifige Umwege zu nehmen. Faszinierend also, dass einen der Redestrom dieses Stromers so bannen kann. Es gibt Momente oder einzelne Gedichtzeilen, da fängt die Welt an zu zittern, sagt Kurzeck einmal auf dieser CD. Wir zögern nicht zu sagen: Wir zittern bei seiner Erzählkunst."
"Die Sache wäre schnell erzählt: An einem Winterabend verpasste der Schriftsteller Peter Kurzeck einmal den Nachtzug von Straßburg nach Avignon, weshalb er im Hotel Bristol übernachten musste und erst am nächsten Tag nach Südfrankreich fuhr. Doch wenn der magische Weltenbeschwörer Kurzeck, der nichts vergessen und alles aufheben will, anhebt, dann wird aus der Geschichte ein 62 faszinierende Minuten währendes Meisterwerk erzählter Literatur."
"Der große Schriftsteller Peter Kurzeck hat eine neue Erzählung aufgenommen: 'Da fährt mein Zug' heißt sie und entwirft ein ganzes Universum, obwohl sie nur von einem vergessenen Koffer handelt. Was Kurzeck erzählt, ist nicht allzu spektakulär, in der literarisch-mündlichen Ausgestaltung werden daraus ein Abenteuer und eine Geschichte, die die Welt neu zusammensetzen. Die Zeit dehnt sich auf eine verträumte Weise ins Unendliche, sie steht in keinem Verhältnis zu Fahrplänen und anderen Festlegungen. Vor allem aber lebt 'Da fährt mein Zug' von der Atmosphäre, die Peter Kurzeck, es gibt kein anderes Wort dafür: herbeizaubert; von der Strahlkraft, die er in die dunkle Nacht, in der es irgendwann auch noch zu schneien beginnt, hineinsetzt; von den Epiphanien im Profanen. Hinter alldem steht, das darf man nie vergessen, eine existentielle Dringlichkeit: Literatur als Überlebensnotwendigkeit."
"Es kommt einem vor, als würde Peter Kurzeck mit seiner Art zu erzählen, sich mit den Wörtern an der Welt festklammern, als würde diese erst in ganzen Sätzen Gestalt und Gehalt für ihn annehmen. Es macht gerade den Charme des Kurzeckschen Erzählens aus, dass er auch die allerselbstverständlichsten Dinge benennt, dass er ihnen eine Aufmerksamket widmet, die ihnen sonst längst versagt wird. Einmal noch meint man sie aufatmen, aufleben zu sehen..."
"Peter Kurzeck liest nicht vor, was er für alle Welt geschrieben hat, sondern erzählt aus dem Moment heraus und scheinbar nur für uns, als wäre er zu Besuch gekommen und säße in unserem schönsten Sessel. Die Geschichte beginnt, stellt man sich vor, mit sanften, wenn auch unhörbaren Atemzügen - wie ein Sänger sich einsingen muss, muss wohl auch ein Erzähler sich einschwingen, um so leicht und frei und schwebend sprechen zu können wie Peter Kurzeck. Wenn dann die Stimme einsetzt, sagt sie nicht nur: 'Damals war es so, dass es einen Nachtzug gab von Straßburg nach Avignon ...', sondern auch: Vergiss deine Ungeduld, Zuhörer. Lockere dein Ohr. Genieße. Und entspannt lehnen wir uns zurück und tun genau das. Die Stimme zaubert. Glückliche Geschehnisse folgen auf unerfreuliche und umgekehrt, aber die Stimme behält ein schönes Gleichmaß. Ein Erzählen in der Ebene ist das, als balanciere jemand sehr achtsam und mit einem genauen Blick für alles, was ihm begegnet, über ein auf dem Boden liegendes Seil. Und das Wunder ist eben, dass das kein bisschen langweilt, sondern fasziniert. Ein Sommer, der bleibt entwarf ein Kindheitspanorama aus Einzelskizzen und begeisterte Kritik und Publikum. Da fährt mein Zug wagt den Schritt von der Miniatur zur dicht gewebten, zusammenhängenden Geschichte. Es wäre unsinnig, die beiden Werke gegeneinander abzuwägen, sie gehören verschiedenen Gattungen an. Sagen wir einfach, dass dieses Hörbuch exzellent gemacht ist und die Erzählung des Reisenden bezaubert und beglückt."
"Vom ersten Satz dieser unerhörten Geschichte an kann man nicht mehr weghören. Peter Kurzeck ist, was es eigentlich nicht mehr gibt, ein geborener Erzähler. Wenn er spricht, entstehen aus kleinen Begebenheiten große Ereignisse voller Spannung und Angst, Verzweiflung und Erlösung. Es gibt ein Happyend, aber das ist gar nicht entscheidend für den Genuss dieses erneut exzeptionellen Erzählprojekts aus dem supposé-Programm. Peter Kurzeck zuzuhören macht einfach süchtig. Nach einer Stunde nächtlichen Schreckens möchte man nur zu gerne mehr - ach, das ganze Leben! - von ihm erzählt bekommen. Und selbst der hartnäckigste Buchstabenfreund, dem Gedrucktes über alles geht, weiß nun wieder: Literatur braucht zuerst eine Stimme - dann kommt die Schrift!"
"Ein Mann geht durch die Stadt - und die Straßen, die Wege, Umwege und Abwege gehen im Kopf weiter. Der Erzähler gibt der Stadt ein Gesicht und zeigt, wie sie den Blick erwidert, wenn man sie nur mit den richtigen Augen ansieht. Im Blick der Dinge und der Häuser begegnet der Flaneur sich selbst. Peter Kurzeck ist ein Virtuose des Sich-Verlierens. Seine frei assoziierte, vom supposé-Verleger Klaus Sander aus zahlreichen Aufnahmen montierte Geschichte vom verpassten Zug ist ein kleines Meisterstück an Rhythmus, Fluss und Fügung. Wer Peter Kurzeck dabei folgt, wie er sich in die Stadt vorantastet, spürt ganz deutlich, wie dicht Welt und Sprache, Beobachtung und Erfindung hier ineinander verwoben sind. Im Gehen öffnet sich der Erzähler der Welt. Wie Kurzecks Vorstellungskraft sich dabei an den kleinsten Entdeckungen entzündet, das wirkt ansteckend und beglückend."
"Das Hörbuch beginnt und man ist direkt mittendrin, so als betrete man ein Zimmer, in dem Peter Kurzeck sitzt, auf einem Sessel, leicht vorgebeugt und mit gefalteten Händen, die er nur hin und wieder aufnimmt, erzählt. Es entsteht eine dramatische Spannung, ein Sog, von dem man sich nur schwer lösen kann. Das liegt vor allem daran, dass man schon nach wenigen Minuten des Zuhörens das sichere Gefühl hat, dass er uns meint, dass er uns ganz persönlich anspricht und sich von unseren wachen Blicken angespornt fühlt. Denn der Prozess des Erzählens ist bei diesem Hörbuch mindestens ebenso wichtig wie das Erzählte. Man freut sich über jede Abschweifung, über jedes Detail und die grandiose Art wie Kurzeck ganz natürlich bleibt, sowohl in der Stimme als auch in der Wortwahl. Und dann spüren wir, dass hier ein ganz großer Erzähler zu uns spricht."
"Kurzeck macht süchtig. Dem Sog seiner leicht nasalen Stimme, die insistierend ohne Manuskriptvorlage spontan erzählt, kreisend um den unscheinbaren, tausendfach erlebten Augenblick, dann wieder vorwärtstreibend, doch wohin? - diesem Sog wird sich kaum jemand entziehen können. Sofort stellt sich beim Hören von Da fährt mein Zug der Kurzeck-Effekt ein: Man geht hinterher mit anderen Augen durch die Welt. Klaus Sander vom feinen, kleinen Label supposé hat wiederum die Aufnahme gemacht, wie schon beim Erstling 'Ein Sommer, der bleibt', der zum 'Hörbuch des Jahres 2008' gewählt wurde. Zwichendurch hören wir ein besorgtes 'Jetzt hab ich's falsch erzählt' - aber da können wir ihn beruhigen: Kurzecks Kunst der Seinsbeschreibung ist einzigartig. Sein Beschreibungsfuror erfasst jede Person und jeden Gegenstand - und man will unbedingt wissen, wie dieses seltsame Reiseabenteuer endet..."
"Klaus Sander hat den begnadeten Erzähler erneut vors Mikrofon gebeten - und wieder ist da dieser Erinnerungsstrom, von dem man unvermeidlich mitgerissen wird. Wenn Kurzeck von seinen Zugreisen nach Frankreich berichtet, von den Aufenthalten in Straßburg, von verlorenem Gepäck und dem Glück, in der Nacht loszufahren und am nächsten Morgen im Süden anzukommen, dann lauscht man einem Verzauberungskünstler: In einem Ton, der alles Vergehen der Zeit zu überwinden scheint, und mit einer Stimme, die besänftigend ist wie die Vorlesestimmen der eigenen Kindheit, lässt er sein Leben vor dem Hörer neu erstehen. Noch die kleinsten Details, die unscheinbarsten Beobachtungen werden so zu etwas Erzählwürdigem. Unendlich könnte das so weitergehen. Unfassbar, dass die Produktion nach 62 Minuten schon zu Ende ist!"
"Lustvoll ab- und ausschweifend erzählt der Reisende von seinen Gepflogenheiten und kennt keine Scheu, Obsessionen und Neurosen auszubreiten. Je länger Kurzeck an seinem oralen Zaubermantel webt, desto stärker leuchten dessen Farben. Das Leben selbst erscheint in einem anderen Licht, wenn man Peter Kurzeck begleitet, wie er durch das winterliche Straßburg streunt, sein Gepäck auf denkbar umständliche Weise in einem Hotel unterstellt oder an jeder zweiten Straßenecke seine geruhsamen Spaziergänge unterbricht, um in einem Café einzukehren. Der penible Beobachter Kurzeck findet sich im Leben erst zurecht, wenn er - schriftlich in seinen Romanen, mündlich in diesen außergewöhnlichen Hörbüchern - Rechenschaft über seine Alltagsverrichtungen und seine Empfindungen ablegt. Erzählen ist hier in tiefer existenzieller Bedeutung eine Überlebenstechnik, und wenn Kurzeck davon berichtet, wie er im Straßburger Bahnhof aus seinem Zug aussteigt, um sich die Beine zu vertreten, und dann schockiert zusehen muss, wie sich dieser Zug ohne ihn in Bewegung setzt, kommt man nicht umhin, diesem Missgeschick derart angespannt zuzuhören, als lausche man einem packenden Kriminalroman."
"Diese Produktion ist ein kleines Wunder. Genießen Sie diesen Traum von einer Erzählung. Sie werden diese eine Stunde nicht mehr vergessen."
"Abgefahren!"
"Eine wunderbare Geschichte. Unbedingt hören!"
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