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1997 wurde Margret Steckel für die Erzählung Der Letzte vom Bayrischen Platz (1996) mit dem Servais-Preis ausgezeichnet. Entstanden war der Text zunächst als Geschenk für ihren Mann – seine Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die unmittelbare Vor- und Nachkriegszeit liegen dem Erzählten zugrunde. Doch (auto)biografisches Erleben ist für Margret Steckel immer nur Ausgangspunkt intensiver literarischer Verdichtung. So entsteht aus der ausgelassenen Berliner Jugend, den traumatischen Kriegserlebnissen und der einsamen Rückkehr das, was Germaine Goetzinger als ein Merkmal der Literatur Margret Steckels beschrieben hat, „ein subtiles Spiel zwischen Realismus, Fiktion und Reflexivität, mit sich überlagernden Schichten“ (Germaine Goetzinger, 2023). Im Fiebertraum des Protagonisten verwebt sich die Quecksilbrigkeit einer unbeschwerten Jugend mit dem Tod der Kriegsjahre zu einem dichten Netz.
„Wie eine ‚Vague de fond‘ macht die Erzählung sich auf zu Wut und Vergeltung, besinnt sich dann aber, daß sie nur Welle zu sein hat, wie Millionen andere Wellen, und verschwimmt leise ‚wie eine Träne im Ozean‘. Wie ein Schluchzen, wie ein Schluchzen nur, nach den wilden Racheschreien und den gellenden Totenklagen der Jahrhundertmitte.“ (Lex Jacoby, Les Cahiers luxembourgeois, 1996)
„In Der Letzte vom Bayrischen Platz erzählt Margret Steckel, von Erinnerung zu Erinnerung, eine Lebensgeschichte, die von den Anfängen der schlimmen deutschen Jahre über die Schlachtfelder hinaus […] bis in unsere Tage reicht. Ein junger Mann erlebt, wie in Deutschland eine Drachensaat aufgeht, die mit wilden Strassenschlachten und braunen Strassenschlächtern zu einem Weltkrieg führt, in dem auch er mitzuwirken hat. Dabei erfährt er den Abschied, auf Zeit, von Berlin, vom Bayrischen Platz, vom Freundeskreis, aber auch den Abschied auf immer von dem Freund, der mit ihm ins Feld musste.“ (Lex Jacoby, Les Cahiers luxembourgeois, 1996)